Sarah Schlüter im Interview

Sarah Schlüter im Interview

Zu diesem Interview werde ich beinahe von Sarah Schlüter angerufen statt umgekehrt, weil ich leider etwas zu sehr darin vertieft bin, den Dachdeckern nebenan bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Sarah lebt und arbeitet in Hamburg als Illustratorin und als Privatperson. Dass sie außerdem ihr Geld unter anderem in einem Kino verdient, wird nach diesem Interview niemanden überraschen.

 

Du hast dich während deines Studiums der Visuellen Kommunikation dazu entschieden, in Hamburg Illustration zu studieren. Wie kam es dazu?

Der ausschlaggebende Punkt für die Bewerbung für Visuelle Kommunikation in Hannover war der Comic-Kurs von Ulli Lust. Das hat auch großen Spaß gemacht. Während des Studiums wurde mir dann aber schnell klar, dass mir die Kurse, in denen ich Zeichnen kann, am liebsten sind. Ich hatte da auch viel „klassisches“ Grafikdesign, was mich gar nicht so sehr interessiert hat. Deshalb habe ich mich schon nach zwei Semestern für die Spezialisierung auf Illustration und damit auch für die HAW Hamburg entschieden. Da habe ich 2020 dann meinen Bachelor gemacht und arbeite jetzt an meinem Master.

 

Du hast ein breites Feld an Techniken vorzuweisen. Stop Motion, Malerei und Linoleum Schnitte kombinierst du mit digitalen Arbeiten. Wie entscheidest du, welche Herangehensweise du bei welchem Motiv verwendest?

Ich bin da grundsätzlich sehr offen. Eigentlich entscheide ich das immer je nachdem, worauf ich gerade Lust habe. Ich probiere gern Techniken aus und schaue, wie die Möglichkeiten und wo die Limitationen sind. Ich habe auch schon mit Tiefdruck oder Holzschnitt gearbeitet. Oft ist das Ergebnis meiner Arbeit ein Mix aus verschiedenen Techniken. Ich male dann analog, scanne die Arbeit ein und bearbeite sie digital noch weiter. In unserem Fall habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Spieß mal umzudrehen. Ich habe das Spaghetti-Eis rein digital erstellt, weil ich es spannend fand, dem ein analog gefertigtes Endprodukt gegenüberzustellen.

Wüste, Sarah Schlüter, 2024

 

Woran arbeitest du gerade?

Gerade bin ich mit meinem Master recht gut eingespannt. Ich probiere aktuell sehr viel aus, um eine Richtung zu finden, mit der ich zufrieden bin. Zwei Dinge stehen aber schon fest: Es wird ein Kochbuch und ich male alles analog. Mich reizt der Zusammenhang zwischen den Themenfeldern Kochen und Gestaltung. Beides ist im besten Fall ein Prozess, für den man Zeit hat. Aufgrund der vielen Kombinationsmöglichkeiten bringt beides auch großen Spaß. Ich möchte mit dem Projekt Menschen einen Anstoß geben, das Kochen zu lernen, um diesen Spaß zu teilen. Daher geht es eher um einfache Gerichte und grundlegende Techniken. Das ist ganz nebenbei auch eine gute Zeit für mich, weil ich natürlich nicht nur nach dem richtigen Look für meine Illustrationen suche, sondern auch die Rezepte finalisiere. 

 

In deinen Arbeiten geht es um den Weltraum, die Wüste, Einsamkeit in der Stadt – Hast du eine Faszination für Isolation? 

Ich mag Orte, die auf den ersten Blick nicht schön sind, aber eine außergewöhnliche Atmosphäre haben. Etwa Industriegebiete oder trostlos erscheinende Ecken. Alles, was erstmal nicht besonders cool oder poliert aussieht, übt auf mich eine gewisse Faszination aus. Ich finde es eine spannende Aufgabe, das Gefühl solcher Orte einzufangen und widerzugeben. Über Isolation als Thema habe ich so noch gar nicht nachgedacht, aber natürlich sind das eher Räume, in denen weniger los ist. Das hat aber immer auch etwas Beruhigendes inne. Andere Szenarien ziehen mich aufgrund ihrer Abstraktion in ihren Bann, wie etwa der Weltraum oder die Wüste. Das sind aber auch einfach schöne visuelle Experimentierfelder. Sicher trägt meine Leidenschaft für 70er Jahre Science Fiction Filme ihren Teil zu dieser Faszination bei.

Zeppelin, Sarah Schlüter, 2021

 

Das Motiv für deine erste duddznt Edition ist ein großer Becher Spaghetti Eis. Warum hast du dich für dieses Motiv entschieden?

Ich hatte in erster Linie Lust auf ein sommerliches Motiv und bin dann über das Spaghetti Eis gestolpert. Das finde ich irgendwie lustig, weil es genau genommen ein ziemlich bescheuertes Eis ist. Die Idee, einen süßen Snack wie ein herzhaftes Gericht daher kommen zu lassen, ist einfach komisch. Und dass es sich so lange hält macht die ganze Sache irgendwie noch komischer. Das Ganze wird noch dazu von so einen schönen Retro-Charme umwoben. Jetzt, wo wir drüber sprechen, fällt mir auf, dass es auf seine Art sehr gut zu meinen anderen Motiven passt. 

 

In welcher Hamburger Eisdiele gibt es das beste Spaghetti Eis?

Dazu kann ich gar nicht so viel sagen, weil ich ehrlich gesagt lieber Erdbeer-Eisbecher bestelle. In dieser Hinsicht kann ich aber auf jeden Fall das Eiscafé Jacobs in Wandsbek empfehlen.

 

Was hängt bei dir zuhause an der Wand?

Passender Weise schaue ich gerade jetzt auf ein Poster von Paolo Puck, auf dem lauter  verrückte ausgedachte Eissorten zu sehen sind. Offenbar ist das also mein Thema. Im Wohnzimmer hängt eine große Zeichnung von zwei Kickboxern und das Filmplakat zu Tatis Schützenfest, dem witzigsten Farbfilm aller Zeiten.

 

Mehr von Sarah gibt es auf ihrer Website zu sehen.